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STILMITTEL (rhetorische Figuren)

Begriff
Erklärung
Beispiel
I. Tropen
"uneigentliche Redeweise" => Inhalt
 
1. Metapher übertragener, bildlicher Ausdruck devorare libros; fulmina fortunae
2. Metonymie Ersetzung des gemeinten Wortes durch ein anderes aus einem eng verwandten Bereich (reale Beziehung beider Worte) arma = Krieg; togae = Frieden; ferrum = gladius; Ceres = frumentum; Goethe lesen; ein Glas trinken
3. Personifikation Einführung konkreter Dinge, abstrakter Begriffe als redende, handelnde Personen Vater Rhein; ratio est omnium regi; "Tu, felix Austria, nuba!"
4. Allegorie gehäufte Metaphern, die dasselbe Bild festhalten Schifffahrtsmetaphern für Politik oder Leben
5. Synekdoché -
pars-pro-toto -
kollektiver Singular -
Pluralis maie-statis
quantitative Verschiebung des Begriffsinhaltes - der Teil fürs Ganze -
Singular statt Plural -
Plural statt Singular
tectum = domus; puppis = navis Romanus = Romani
scripsimus = ich habe geschrieben
6. Litotes Verneinung des gegenteiligen Ausdrucks (Untertreibung aber auch Steigerung!) non ignorare; non raro = saepe; nicht wenige = (sehr) viele
7. Ironie das Gegenteil des Gemeinten sagen, spöttisch vir optimus für Catilina
8. Hyperbel Übertreibung laudibus in caelum tollere
9. Euphemismus mildernde, freundliche Umschreibung von unangenehmen, unheilvollen Dingen/ Personen vita decedere = sterben; Eumeniden ("Wohlmeinende") für Rachegöttinnen
10. Prägnanz ein Wort geht "schwanger" (praegnans!) mit einem zusätzlichen Begriffsinhalt Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein. (Faust)
11. Periphrase Umschreibung, umschreibender Ersatz Auge des Gesetzes = Polizei
12. Antonomasie (umschreibender) Ersatz von Eigennamen divum pater = Jupiter; Cytherea = Venus
II. Figuren
Wort/ Satz/ Gedanke => Form
 
13. Geminatio/ Epanalépse Verdopplung, unmittelbare Wiederholung eines Satzgliedes (an beliebiger Stelle) ...xx...; mea, mea est ista defens duc, age, duc ad nos!
14. Reduplicatio/ Anadiplose Wiederholung des letzten Gliedes einer Wortgruppe zu Beginn der nächsten Wortgruppe ...x/x...; quamvis sint sub aqua/ sub aqua maledicere temptant
15. Redditio/ Kyklos Einrahmung einer Wortgruppe durch das gleiche Wort/ Satzglied /x......x/; Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!
16. Anapher Wiederholung eines Satzteiles am Anfang von Wortgruppen und Sätzen /x..../x...; hic Rhodus, hic salta(s?)
17. Epiphora (Epipher) Wiederholung eines Satzteiles am Ende von Wortgruppen und Sätzen /...x/...x/; Poenus iustitia vicit, armis vicit, liberalitate vicit.
18. Polyptoton (Traductio) Widerholung desselben Wortes in verschiedenen Flexionsformen (v.a. Kasus) homo homini lupus; quantum nomen, quantae opes, quanti honores
19. Figura etymologica Verbindung zweier Wörter desselben Stammes (zum Zweck eines gesteigerten Ausdrucks) sein Leben leben; ire iter
20. Paronomasie (Wortspiel) Wortspiel mit ähnlich klingenden, aber bedeutungsverschiedenen Wörtern amantes amentes; parvo animo et pravo; Bistümer - Wüsttümer
21.Homonymie (Traductio) gleichlautende Wörter mit verschiedener Bedeutung und sprachlicher Herkunft veniam, si senatus mihi dat veniam (=> venire/ => venia, ae!!)
22. Assonanz bloßer Anklang (z. B. in den Vokalen) zwischen zwei Wörtern mala praesentia - praeteritae voluptates
23. Homoioteleuton (Endreim) nur in auffälliger Anwendung im Lateinischen als Stilmittel zu werten! Sine re, sine spe, sine fide
24. Alliteration (Stabreim) Wiederholung des gleichen Anlautes (v. a. Konsonanten, aber auch Vokale) pestis et pernicies; eines lebet ewig; der Toten Tatenruhm
25. Lautmalerei (Onomatopolie) Klangmalerei, Nachahmung von Naturlauten durch sprachliche Mittel Kuckuck; klirren; At tuba terribile sonitu taratantara dixit
26. Tautologie (=> Pleonasmus) Bezeichnung desselben Begriffs, Gedankens durch mehrere gleichbedeutende Wörter einzig und allein; voll und ganz; statim continuo
27. Hendiadyoin (Eins durch zwei) a) synonymes H.: zwei sinnverwandte Wörter werden zu einem verstärkten Begriff verbunden
b) analytisches H.: Zerlegung eines komplexen Begriffes aus (an sich) Substantiv und Attribut in zwei beigeordnete Substantive
prospicere et providere; aequus et par; indignatio et ira clamor et admiratio = laute Bewunderung; pateris libamus et auro st() pateris aureis libamus
28. Hyperbaton Sperrung, Trennung einer zusammengehörigen Wortgruppe in quinto de bello Gallico litro; si quid est in me ingeniis
29. Inversion (Anastrophe) Umstellung der regelmäßigen Wortfolge quam ob rem; est divisa statt div.
30. Parallelismus gleiche Wortfolge sich entsprechender Wörter, Wortgruppen, Sätze dignitate Catilinam, gratia (...) superare
31. Chiasmus Überkreuzstellung sich entsprechender Teile virtute par, dispar fortuna
32. Asyndeton (asyndetisch) Reihung ohne Bindewörter a) kopulativ b) adversativ (adversatives Asyndeton) a) veni, vidi, vici b) ars longa, vita brevis
33. Polysyndeton reihende Beiordnung mit Bindewörten et miles et legatus et consul...
34. Trikolon ("Dreiglied") Reihung von drei Gliedern (Wörter, Satzglieder, Kola), v.a. als asyndetisches Trikolon! Belum extrema hieme apparavit; eunte vere susceptit, media aestate confecit; arma tela tormenta
35. Ellipse Weglassen leicht zu erschließender Satzglieder, v.a. des Prädikats (esse! Dicere) was (machen wir) nun? Iucundi (sunt) acti labores.
36. Zeugma Koppelung nicht zusammenpassender Begriffe v.a. bei Beziehung zweier Substantive auf ein Verbum pacem an bellm gerere; manus ac supplices voces ad Tiberium tende
37. Enallage Vertauschung; Beziehungsverschiebung (v.a. bei Adjektiven) hesterna felicitate pugnae
38. Prolepse Vorwegnahme; ein (prädikatives) Adjektiv bezeichnet Folge oder Absicht der Prädikatshandlung vorweg Titanes parabant inicere captive bracchia caelo
39. Parataxe beiordnender Satzbau  
40. Hypotaxe (=> Periode!) unterordnender Satzbau  
41. Anakoluth Satzbruch; inkonsequenter "falscher" Satzbau si, ut dicunt, omnes aut Graios esse aut barbaros
42. Antithese Gegenüberstellung zweier Gedanken, Begriffe Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang!
43. Oxymoron antithetische Verbindung zweier sich widersprechender Ausdrücke traurigfroh; concordia discors; summem ius, summa iniuria
44. Paradoxon scheinbar widersinnige, unerwartete Aussage mit tieferer Wahrheit si vis pacem, para tellum; weniger wäre mehr gewesen
45. Hysteron proteron "das spätere früher": das spätere Ereignis wird vor dem zeitlich früheren genannt moriamur et in media arma
46. Klimax ("Leiter") steigernde Reihung oder Häufung (vom Schwächeren zum Stärkeren, weniger Bedeutendem zum Wichtigen) abiit, excessit, evasit, eruptit; libri - sapientium voces - exemplum rum vetustas
47. Aposiopese absichtliches Abbrechen eines Satzes (vor der gedanklichen Hauptsache!) Euch werde ich...!
48. Apostrophe Anrede an eine (oft auch nicht anwesende) Person oder Sache neque te, Massilia, praetereo
49. Parenthese gedanklicher Einschub, konstruktionsfremd zwischengeschaltet Eduard - so nennen wir einen reichen Baron im besten Mannesalter - Eduard hatte
50. Interrogatio rhetorische Frage (oft ironisch)  
51. Exclamatio Ausruf; v.a. in einen Ausruf verwandelte Aussagesätze hic tamen vivit!
52. Praeteritio "Überegehen"; Kundgabe der Absichten auf bestimmte Themen und Gegensätze nicht eingehen (wobei sie aber erwähnt werden) praetermitto minas fortunarum tuarum...
53. locus communis (=>Topos) "Gemeinplatz"; gängige, traditionelle allgemeine Erwägung; geprägte Formel Wo große Höh', ist große Tiefe.
54. Sentenz knapp und einprägsam formulierte Erkenntnis mit normativem Anspruch (Denkspruch) Wen Gott liebt, den ruft er.
III. Allgemeine Stiltendenzen
 
 
55. Archaismus Verwendung altertümlicher Formen und Wörter (v.a. Sallust, Tacitus!) delubrum statt templum; urbis = urbes
56. Varatio Abwechslung im Einzelwort und in der syntaktischen Fügung (- Inkonzinnität!) Hannibal - der Punier; abl. Abs. - postquam-Satz
57. Brevitas (Brachylogie) Kürze im Ausdruck, z.B. durch Ellipse, Zeugma oder durch: apo koinu-Stellung patriam oppressam a tyranno liber
58. Perspicuitas Klarheit der sprachlichen Formulierung  
59. Obscuritas Dunkelheit der sprachlichen Formulierung  
IV. Verschiedenes
 
 
60. Constructio ad sensum Konstruktion nach dem Sinn, nicht nach der Grammatik; v.a. Sgl.-Pl.-Vertauschung im Prädikat magnus numerus militum occiderunt
61. Gesetz der wachsenden Glieder (Behaghelsches G.) Bei einer Reihung gleichwertiger Satzteile nehmen diese an Quantität, u.U. auch an Intensität meist zu, niemals aber ab