Römische Metrik
Die wichtigsten Versarten
a) Hexameter ("Sechsmaß")
Der daktylische Hexameter ist wahrscheinlich der bekannteste aller Versarten
und eigntlich jeder wird in seiner Lateinausbildung mit ihm konfrontiert.
Grund dafür ist, dass er hauptsächlich im Epos verwendet wird
- zum Beispiel in Vergils Aeneis oder Ovids Metamorphosen.
Gebildet wird der Hexameter aus fünf Daktylen und einem unvollständigen
Daktylus, also einem Trochäus oder Sponeus:
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Allerdings - und das ist die eigentliche Schwierigkeit - können
die beiden Kürzen der ersten vier Versfüße durch eine
Länge ersetzt werden. Die Anceps (die letzte Silbe) kann kurz oder
lang werden, ist aber oft kurz. Kurz gesagt könnte ein Hexameter
auch so aussehen:
¡¡¡¡^^¡x
Betont wird die erste Länge eines Versfußes.
Beispiel: Vergil, Aeneis I 1-3
Arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris
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Italiam fato profugus Laviniaque venit
^^¡¡¡^^¡^^¡^
litora, mult(um) ill(e) et terris iactatus et alto
^^¡¡¡¡^^¡
[...]
b) Pentameter ("Fünfmaß")
Der Pentameter besteht aus zwei Halbversen aus drei Daktylen, deren letzter
Fuß unvollständig ist. Eigentlich sind es also sechs Versfüße,
vielleicht kann man sich die Bezeichnung erklären, indem man jeweils
zwei einhalb Versfüße sieht, so dass dann - rein theoretisch
- fünf Füße entstehen.
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In der Mitte des Verses tritt stets eine Zäsur, ein Einschnitt,
auf. Die Kürzen der ersten beiden Daktylen können durch ein
Länge ersetzt werden - also statt der Daktylen Spondeen. Ein Pentameter
kann also auch so aussehen:
¡¡¡¡^^¡^^¡
Pentameter treten ausschließlich im elegischen
Distichon auf:
c) elegisches Distichon ("Zweizeiler")
Diese hauptsächlich in der Elegie verwendete Versart besteht aus
einem Hexameter und einem darauf folgenden Pentameter. Schwierig ist hierbei
oft der stetige Wechsel der beiden Versarten, da viele den Hexameter auch
im Oentameter weiterelesen möchten. In der Schule begegnet dem Leser
oft Catull, der diese Versmaß verwendet - sein bekanntestes Gedicht
ist "Odi et amo":
od(i) et amo. quar(e) id faciam, fortasse requiris.
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nescio, sed fieri senti(o) et excrucior.
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d) jambischer Senar ("Sechsfuß")
Der jambische Senar besteht - wie der Name schon sagt - aus sechs Jamben:
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Beispiel (Horaz):
Beatus ille, qui procul negotiis.
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In dieser reinen Form tritt der jambische Senar allerdings selten auf
- lediglich der letzte versfuß muss regelmäßig sein.
Alle anderen Jamben können durch Sponeen ersetzt werden, also jede
Kürze durch eine Länge. Da aber auch jede Länge wieder
durch zwei Kürzen ersetzt werden können, ergeben sich vielfältige
Varianten dieses Metrums, das man bei Phaedrus findet.
e) Elfsilbler (Hendekasyllabus)
Dieses Versmaß betsht aus einem Spondeus, einem Choliambus, zwei
Jamben und einer Anceps (oder wahlweise zwei einhalb Jamben). Statt des
Spondeus am Anfang kann auch (seltener) ein Trochäus oder ein Jambus
stehen. Das bedeutet, das die erste oder zweite Silbe kurz oder lang sein
kann, oder auch beide, aber niemals beide kurz.
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Diese Versart findet man wieder bei Catull z.B.: I 1-2:
Cui dono lepidum novum libellum
¡^^¡^¡^¡x
arida modo pumic(e) expolitum?
¡^^¡^¡^¡x
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