Das Fatum bei Vergil

     

 
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2. Das Fatum bei Vergil

Das Fatum als roter Faden durch die Aeneis setzt zunächst eine Kenntnis des Fatum-Begriffes an sich voraus. Bevor ich also genauer auf das Fatum selbst, die Erkenntnis dessen und die Erfüllung eingehe, möchte ich zuerst eine allgemeine Begriffserläuterung des Wortes "Fatum" unternehmen.

2.1. Bedeutung des Wortes "Fatum"

Der pure Sinngehalt des Wortes kommt von dem Deponens for, fatus sum und bedeutet etwa sprechen, sagen, weissagen, besingen. Das Partizip fatum findet sich im Wörterbuch[1] in folgenden Bedeutungen wieder: Götterspruch, Weissagung, Götterwille, Schicksal, Weltordnung, Schicksal des Einzelnen (Geschick, Verhängnis, Tod, Untergang, Verderben, Unheil). In den ersten Bedeutungen Götterspruch und Weissagung findet man eine enge Verwandtschaft, schließlich sind dies die Aussagen, die einmal gesprochen oder geweissagt wurden. Meist ist dieses Partizip aber negativ belegt.

In Paulys Realencyclopaedie[2] wird aber darauf hingewiesen, dass man die Annahme, dass das Fatum der in Worten festgesetzte Wille der Götter ist, ausschließlich Dichtern wie Horaz oder Vergil entnimmt. Einen Rückschluss auf die römische Religion lässt das keineswegs zu, da die Dichter bekanntlich zumeist unter griechischem Eindruck stehen. Das Fatum ist der Schicksalsspruch, der sagt was sein wird, keine Willensäußerung der Götter heißt es dort. Das Schicksal trägt den Namen "Fatum" , weil es als Spruch oder Weissagung aus dem Munde eines göttlichen Sehers verkündet wird.

[1] Langenscheidt Wörterbuch Latein, Langenscheidt KG, Berlin, München. 1963
[2] Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Euxantios - Fornaces, Stuttgart, 1909


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