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1. Einleitung
Vergils größte Werke, die Bukolika, die Georgika und die Aeneis
sind durchzogen vom Kerngedanken des Fatums. Besonders deutlich wird dies
in der Aeneis, in der das Fatum der rote Faden ist, der sich durch die
Geschichte zieht. Einzig die Erfüllung des Fatums scheint der Sinn
der Erzählung zu sein.
Bevor ich mich näher mit dem Thema beschäftigt habe, habe ich
das Wort meist leichthin mit "Schicksal" oder "Bestimmung"
übersetzt und damit das Schicksal von Aeneas und seinen Kameraden
gemeint. Ich habe es einfach nur als höhere Macht betrachtet, ohne
mich näher damit zu beschäftigen. Doch nun scheint dieses Thema
weitaus vielschichtiger zu sein, als ich annahm. Das Fatum ist nicht nur
so ein bisschen Schicksal, sondern der Leitfaden durch die Aeneis, der
immer wieder auftaucht. Es bezieht sich nicht nur auf Aeneas und seine
Gefährten, sondern zieht weitere Kreise. Auch scheint es nicht nur
auf die Zeit des Aeneas bezogen, sondern währt bis zu Vergils eigenen
Lebzeiten.
Doch was genau ist ein Fatum überhaupt? Dieser Frage möchte
ich zuerst nachgehen und herausfinden, wie das Fatum in der römischen
Religion Bedeutung findet und wie Vergil es verwendet.
Inhaltlich der Handlung der Aeneis folgend soll dann die eigentliche
Aufgabe, die das Fatum stellt, ausgehend vom Spruch Juppiters und seinem
Gespräch mit Venus untersucht werden. Hier wird zunächst nur
der Leser an den Sinngehalt des Fatums näher herangeführt, dem
Protagonisten Aeneas bleibt dies vorerst verborgen.
Daher möchte ich danach den Erkenntnisweg des Aeneas nachzeichnen,
die das Fatum kündenden Zeichen darstellen und ihre Wirkung auf Aeneas
zeigen. In der Bearbeitung des Themas fiel mir immer wieder auf, dass
auch Aeneas nicht unfehlbar ist. Seine Schwächen in Bezug auf das
Fatum und seine Zweifel daran möchte ich deshalb auch kurz demonstrieren.
Da immer wieder göttliche Mächte in das Geschehen einzugreifen
versuchen, soll auch das ein wenig Beachtung finden. Insbesondere Juno
versucht dem Fatum entgegenzuwirken, doch aus welchem Grund? Welche Hoffnungen
sieht sie darin? Und vor allem: welchen Erfolg hat sie mit diesen Versuchen?
Außerdem ist interessant, ob auch die entgegenwirkenden Handlungen
Junos schon durch das Fatum festgesetzt und fest geplant sind.
Nach den langen Irrfahrten, die mit der langsamen Erkenntnis des Fatums
verbunden sind, soll schließlich die Erfüllung des Fatums noch
kurz beachtet werden.
Dann möchte ich auf das Endziel des Fatums eingehen. Worin gipfelt
die Erfüllung des Fatums? Allein in der Errichtung einer Stadt durch
Aeneas, in der Herrschaft Roms oder in der pax Augusta, wie man es so
oft in der Literatur findet?
Abschließend möchte ich einen kleinen Blick auf Vergils Intentionen
mit der Verwendung des Fatums als Leitfaden in der Aeneis werfen.
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