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2.3. Argumentativer Verlauf
Die Rede für Marcus Marcellus ist keine Verteidigungsrede im eigentlichen
Sinne, bei der die Handlungen eines Angeklagten gerechtfertigt werden
müssen, sondern vielmehr eine Dankesrede, in der die Gründe
für die Begnadigung nochmals dargelegt werden. Dennoch bemüht
sich Cicero um eine gute Argumentation, der die Hörer (und später
auch Leser) leicht folgen können.
Der vorliegende Abschnitt ist in sich selbst inhaltlich und somit auch
argumentativ abgeschlossen. Cicero beginnt diesen Teil mit "atque"
und weist darauf hin, wie weitreichend Caesars Entscheidung ist. Er schließt
diese Gedanken in 15 wieder ab, und benutzt dazu ebenfalls als einleitende
Konjunktion "atque", allerdings weist er hier nicht auf
die gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen des Urteiles
hin, sondern verdeutlicht die Vergangenheit, indem er Caesars positive
Einstellung den Friedensstiftern gegenüber schon während des
Krieges hervorhebt.
Auf jede Feststellung, in der Cicero als Festigung der Tatsache "quidem
- gewiss, sicherlich" verwendet, folgt eine nähere Ausführung,
die mittels "nam" oder "enim" eingeleitet
wird.
Dabei beginnt er mit dem Hinweis auf die Reichweite des Urteils Caesars
und begründet sie mit der Befreiung vom Vorwurf des Verbrechens,
da Caesar als Gründe für die Entscheidungen im Krieg Schicksalsschläge
und Irrtum sieht. Cicero verdeutlicht hier nochmals das menschliche Versagen
und dass keinerlei böse Absicht hinter den Entscheidungen stand.
Er bekräftigt dann nochmals den bewussten Entschluss Caesars und
lobt damit sein bedachtes Vorgehen. Im Kernstück dieses Abschnittes
führt Cicero seine Friedensbemühungen an und nennt als Grund
für seine Wahl, Pompeius zu folgen, die Entscheidungspflicht, der
er als angesehener Konsular und Teilnehmer des politischen Lebens in Rom
unterworfen war. Da er eigentlich keiner der beiden Seiten folgen, sondern
den Frieden erhalten wollte, führt er in einem Einschub die privaten
Gründe an, die keine Hoffnung auf Siegesbeute beinhalteten, sondern
vielmehr völlig unabhängig vom politischen Empfinden waren.
Jetzt kommt er wieder zurück zu seinen Bemühungen um den Frieden
und hebt nochmals seinen harten Einsatz hervor, der ihn fast den Kopf
gekostet hätte. Anschließend weist er darauf hin, dass es keinen
Zweifel an den Zielen Caesars gab, weil er nach seinem Sieg die Friedensstifter
sogleich begnadigte. Damit betont Cicero nochmals die wohlbedachte Handlung
Caesars und erwähnt, dass auch Caesar lieber Frieden wollte, als
den Sieg, wodurch Cicero sich und die anderen Friedensstifter mit ihm
gleichstellt. Schließlich führt er zurück zur Begnadigung
Marcellus' und verdeutlicht nach den Ausführungen über seine
eigenen Beweggründe nun die Meinung, die sowohl er als auch Marcellus
vertreten, was auch diesen wie Cicero ehrenhaft erscheinen lässt.
Man kann also eine Klammer erkennen: am Anfang und Ende stehen Reichweite
und Auswirkungen des Urteils, dann folgt nach innen jeweils das Lob für
die wohlbedachte, gute Entscheidung Caesars, anschließend die Hinweise
auf die Friedensbemühungen und schließlich im Kern Ciceros
Gründe für die Entscheidung, Pompeius zu folgen.
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